Wer den Begriff Dialog-Architektur in Google eingibt, erhält eine überschaubare Liste an Einträgen. Komisch eigentlich, wo doch die Dialogbereitschaft noch nie so hoch war. Aber in Verbindung mit dem Wort „Architektur“ ist der Begriff noch wenig geläufig. Wir finden ihn super passend, denn Architektur hat sich in der new work-Bewegung einen prominenten Platz in transformativen Unternehmensstrategien gesichert. Früher war Architektur in erster Linie was für Schöngeister. Für Ästheten. Für Menschen, die scheinbar nicht wissen wohin mit ihrer Kohle. Zumindest in den Augen der Pragmatiker. Heute weiß man, dass Verweildauer und Wohlfühlgefühl von Menschen in bewusst und sensitiv gestalteten Umgebungen steigen. Und, dass damit auch die Dialogbereitschaft wächst.
Wir erkennen als Gegenpol der Digitalisierung einen gestiegenen Wunsch nach face2face-Austausch. Informieren, vergleichen, lernen und Wissen teilen – all das ist digital problemlos möglich. Die Teilnahme an virtuellen Communities ermöglicht den Zugang zu Inspiration und Austausch im Rahmen der Möglichkeiten. Aber das Gesprächserlebnis von Angesicht zu Angesicht, das gemeinsame Entwickeln von Ideen und Lösungen, die Dynamik eines emotionalen Austauschs, die Gewissheit eines nachhaltigen Commitments, das Erarbeiten eines gemeinsamen Verständnisses eines Sachverhalts – all das kann der Austausch über digitale Tools oder Chats nicht wirklich leisten.
Dialogarchitektur füllt damit eine Lücke, die genau diese Prozesse durch raumbildende Maßnahmen und die Verwendung passender Möbel unterstützt. Und zwar auf agile Art und Weise. Denn häufig ändern sich im Laufe des Austauschs die Bedürfnisse. Beginnt man in einer größeren Gruppe, benötigt man plötzlich mehrere Zonen für Kleingruppengespräche. Nach einem emotionalen Gespräch bedarf es für die Lösungsfindung plötzlich Flächen, um mögliche Lösungsansätze zu visualisieren. Und da alle wissen, dass in Pausensituationen häufig die wichtigsten Geistesblitze kommen, sollte auch dieser Bereich mit Fingerspitzengefühl gestaltet und strukturiert werden.
Diese Überlegungen lohnen sich nicht nur für bleibende Räume sondern sollten insbesondere auch für temporäre Bauten berücksichtigt werden. So werden auf Veranstaltungen und Messen immer mehr Schwerpunkte auf Interaktion gesetzt und weniger auf Download. Denn der kann digital sehr viel besser inszeniert werden. Dort, wo Menschen real aufeinandertreffen, sollte die wertvolle Zeit dafür genutzt werden, das zu erreichen, wofür Menschen geschaffen sind: ihre kreative und emotionale Intelligenz zu nutzen, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln.