Was passiert da gerade eigentlich? Sicher bin ich nicht die einzige Person, die sich das in den letzten Tagen gefragt hat. Eine Situation, die es so noch nie gegeben hat. „Die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagt unsere Bundeskanzlerin.

Und plötzlich steht die Welt still.

Das, was tief in der DNA einer freien Gesellschaft und Marktwirtschaft verankert ist, wird plötzlich mehr und mehr eingeschränkt. Das freie Handeln, das gesellschaftliche Leben und unsere Arbeitsgewohnheiten verändern sich gefühlt von Tag zu Tag. Wen wundert es, dass man sich erstmal schütteln und neu sortieren muss. Und den ein oder anderen versetzen diese drastischen Einschnitte zunächst in eine Schockstarre. Plötzlich sind ganze Existenzen gefährdet, vor allem in Branchen, die der Situation komplett ausgeliefert sind – wie z. B. die Gastronomie und der lokale Einzelhandel.

Für uns als selbsternanntes Bureau für Kommunikation ist gerade die Kommunikation auf allen möglichen Kanälen und in unterschiedlichster Art und Weise längst Teil unseres Alltags. Virtuelle Meetings, Homeoffice mit portablen Arbeitsplätzen und Multi-Channel-Tasking stellen uns vor keine größeren Herausforderungen. Klar fehlt das face to face mit den Kollegen – vom leckeren Agenturkaffee ganz zu schweigen. Aber hören wir uns in unserem Umfeld einmal um, so stellen wir fest, dass dieses Denken noch längst nicht im deutschen Arbeitsalltag angekommen ist. Sei es, dass die technischen Gegebenheiten nicht vorhanden sind oder dass Barrieren im Kopf existieren, die erstmal aufgebrochen werden müssen.

Aber dann gibt es noch diejenigen, die aus der Not eine Tugend machen und die Krise als Chance nutzen, um sich neu zu erfinden. Und das Tollste dabei ist, es wirkt gar nicht wie eine Notlösung. Ganz im Gegenteil. Ich nehme diese Zeit auch als höchst inspirierend wahr. Tanzschulen bieten gratis Onlinekurse für Kinder an, um der Langeweile entgegenzuwirken. Unterricht findet vor dem iPad statt. Es entstehen viele neue Streamingdienste, die ihre Städte mit Politik und Kultur auf dem Laufenden halten und kleine lokale Boutiquen mit Teleshopping-Sendezeit unterstützen. Traditionelle kleine Buchläden, die plötzlich Online-Shopping anbieten – frei Haus geliefert mit dem Fahrrad. Kleine Lokale mit „Go-In-Schalter“, Virtual Support Talks, bei denen Coaches, die normalerweise Unternehmen beraten, dir über die soziale Isolation hinweghelfen oder einfach nur zuhören. Man kocht online zusammen, macht Sport, hört sich Konzerte an, veranstaltet einen virtuellen Mädels-Prosecco-Abend. Plötzlich wertschätzt man noch viel mehr sein soziales Umfeld und nimmt sich bewusster Zeit füreinander – auch wenn das alles vor einem Bildschirm stattfindet. Aber was am meisten beeindruckt, ist die Bereitschaft, zu helfen. Unter Hashtags und auf Webseiten organisieren Menschen Einkäufe für ihre älteren Nachbarn, unterstützen sich bei der Kinderbetreuung, beim Gassi Gehen und anderen Alltags-Herausforderungen.

Was soll ich sagen? Wir rücken alle etwas mehr zusammen, seitdem wir auf Abstand gehen sollen, schätzen einander, besinnen uns auf die Dinge im Leben, auf die es ankommt. Erfinden uns und unser Business neu. Not hat schon immer erfinderisch gemacht. Und auch wenn einige in dieser Krise auf der Strecke bleiben, werden viele stärker, kreativer, euphorischer und visionärer aus ihr hervorgehen und hoffentlich nicht nur mich sondern viele andere, die gerade vielleicht sogar zweifeln, resignieren oder überfordert sind, inspirieren. Und hoffentlich hält dieser Spirit lange an, und wir können diese tollen inspirierenden kleinen und großen Ideen, zwischen all den Sorgen, noch lange abrufen. In diesem Sinne: es wird wieder besser werden. Vielleicht sogar hervorragend. Es liegt in unseren Händen.